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Burggartenflüchtlinge



Hier handelt es sich nicht um menschliche Gefangene, die aus dem Garten der Burgen entkommen konnten.
Damit sind die im Burggarten angepflanzten Gewächse gemeint.
Auch auf den Burgen wurde gekocht, geschmaust und gefeiert.
Es gibt viele Geschichten und Berichte, woher die Zutaten kamen: Erwirtschaftung auf eigenen Ländereien durch Bauern und Leibeigene; erworben an verschiedenen Stellen, so auch Lieferungen aus entfernten Teilen der Welt, besonders Gewürze wurden aus Übersee bezogen; oder auch aus Raubzügen.
Doch auf vielen Burgen gab es auch Platz für einen Garten, in dem bevorzugt Kräuter und Heilpflanzen oder auch Gemüsepflanzen angezogen wurden.
Oft lag dieser Garten an der für das Wachstum der Pflanzen günstigen Südseite der Burg. Nachdem bei der Zerstörung der meisten Burgen durch Kriege oder Machtwechsel (z.B. Zerstörung der Hohentwiel-Festung in den Napoleonschen Kriegen) die Gärten ebenfalls ganz oder teilweise zerstört wurden, ist es hauptsächlich über eine Bestimmung der im Umkreis alter Burgen auftauchenden regionsuntypischen Pflanzen möglich, Aussagen über früher an den Burgen angebaute Pflanzen zu machen.
Dies sind also die „Burggartenflüchtlinge“!

Hier im Hegau mit seinen vielen Burgruinen gibt es eine Vielzahl solcher Burggartenflüchtlinge zu entdecken. Am Hohentwiel, mit dem immer noch größten freien Ysopvorkommen in Süddeutschland (Hyssopus officinalis), wurde neben dem heilkräftigen Quendel (Thymus pulegioides), Hauswurze (Sempervivum tectorum, verwendet bei Verbrennungen, Gürtelrose und vielem mehr), Mauerpfeffer (Sedum acre, essbar), Tripmadam (Sedum reflexum, essbar) auch die Pfingstnelke (Dianthus gratianopolitanus) und Weinraute (Ruta graveolens) gefunden.


Als Besonderheit wächst hier das Pfefferkraut (Lepidium latifolium). Dicke, dunkelgrüne ledrige Blätter brennen beim Reinbeißen wie Pfeffer auf der Zunge und im Hals. Es ist ziemlich sicher, dass sie als Ersatz für den nicht immer schon erhältlichen Pfeffer dienten. Ein Stück Fleisch mit einem Pfefferblatt umwickelt und gegart nimmt die feine Schärfe an. Auch die Ritter wussten, was schmeckt.

Die Pflanzen, die wir in unserem Shop anbieten sind Nachkommen der "Burggartenflüchtlinge" vom Hohentwiel und damit bezüglich ihres Genpotentials von hohem Interesse und von großer kulturhistorischer Bedeutung.


Am Mägdeberg findet man bei Exkursionen entlang der Burgruine immer noch den Pontischen Beifuss (Artemisia pontica, Burggartenflüchtling), die Osterluzei (Aristolochia clematitis, heilkräftig giftiges Kraut gegen Fiber und Hautgeschwüre), das Herzgespann (Leonurus cardiaca, Heilkräftige Herzpflanze), die Holunderschwertlilie (Iris sambucina, Irisblüten wurden früher bei offenen Wunden zur Blutstillung und Heilung aufgelegt) und die rötliche Taglilie (Hemerocallis fulva, essbare Blüten).

Weitere bekannte Burggartenflüchtlinge sind die Bunte Schwertlilie (Iris variegata), der Wermut (Artemisia absinthium, heilkräftiges Bitterkraut), gefunden z.B. am Hohenneuffen, Kreis Esslingen) und der gefleckte Schierling (Conium maculatum).

Bestimmt gibt es noch mehr.......

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